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Albert Schelling

Ausstellung im Pavillon am Burkardushaus

Der Schweizer Albert Schilling gehört zu den bedeutenden Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Er ist mit Würzburg eng verbunden, da er in den 60er Jahren beauftragt wurde Chor und Altarbereich des Kiliansdoms neu zu gestalten. Hier zwei Zitate, die zeigen, wie unterschiedlich er gesehen wurde und heute wird: Dr. Rudolf Kuhn äußert sich in dem von ihm verfassten Domführer 1968, also kurz nach Fertigstellung des Dominneren, folgender maßen:

„Ein neuer, wenn auch einigermaßen formal erträglicher Vierungsaltar, ist von Steinklötzen umgeben, die weder schön noch praktisch s

nd (Kredenztisch!). Das Kruzifix hat man – eigenartiges Zeichen der Zeit – vom christlichen Altar verbannt, dafür ein monströses Gebilde [Gemeint ist das Sakramentshaus; Anmerkung des Herausgebers], entfernt vom ihm, aufgestellt, was man auch bei größtem Wohlwollen als untragbar, eben als Kunstgewerbe in „falsch verstandenem Mondrian-Stil“ kennzeichnen muss.“ Vernichtender kann man Schillings Werk für den Würzburger Dom kaum beschreiben. Die Innengestaltung des Doms erzeugte damals eine – gelinde ausgedrückt – lebhafte Diskussion in Würzburg.

Seither hat sich die Bewertung seiner Arbeiten geändert. „Es ist […] ein großes Glück für die Kunstsammlungen der Diözese Würzburg, dass sie nun diesen bedeutenden Zuwachs an Werken eines der wichtigsten Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum erhält.“

(Quelle: http://www.museum-am-dom.de/albert-schilling/)

Im Pavillon vor dem in neuem Glanz erstrahlenden Burkardushaus können seit kurzem Werke von Schilling begutachtet werden, die er aus den Resten des Lahnmamors schuf, die bei der Gestalltung des Dominneren übrig geblieben waren. Bilden Sie sich doch einfach Ihre eigene Meinung. Der Pavillon ist tagsüber für die Öffentlichkeit zugänglich.

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Neues aus dem Kulturspeicher

In der WELTKUNST No. 117/2016 wird der Kulturspeicher in Würzburg vorgestellt. Hier, was man der Website der “ZEIT” dazu entnehmen kann.

“Das Kulturland Bayern vereint Tradition und Moderne in seltener Harmonie. Unerschöpflich ist der Bestand an großen Kunstwerken und Museen. In unserem WELTKUNST Spezial »Bayern« suchen wir besondere Kulturorte auf, die Überraschendes und Unentdecktes parat halten. Freuen Sie sich auf herausragende Kunstsammlungen und architektonische Schätze, auf eine kulturelle Wanderung durch Franken und eine künstlerische Spurensuche tief im Erdreich. Ein unverzichtbarer Kunstführer für den Sommer in Bayern!”

Quelle: http://www.zeitabo.de/magazin-angebote/zeit-kunstverlag/weltkunst/einzelheftbestellung.html
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Friedhelm Welge

Projekt 14

Friedhelm Welge setzt sich mit den Menschenrechtsverletzungen unserer Tage, insbesondere durch systematische Folter auseinander. 14 Skulpturen die sich in ikonographischer Anlehnung an die legendären Vierzehnheiligen (frühchristliche Märtyrer) anlehnen dienen ihm als Folie für seine Beschäftigung mit dieser verstörenden Seite des Menschen. 14 Universalien menschlicher Grausamkeit, die er, wie er sagt, im Jetzt reflektiert.

April bis Oktober 2016 im Kreuzgang des Würzburger Doms.

Friedhelm Welge – Projekt 14

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Ausstellung “Norbert Thomas. Kein Zufall”

Im Würzburger Kulturspeicher am Alten Hafen

Bereits am Freitag, den 15. Juli 2016 wurde im Museum im Kulturspeicher die Ausstellung “Norbert Thomas. Kein Zufall” eröffnet. Interessant für alle die sich für Abstraktion in der Malerei und Konkrete Kunst begeistern.

Ausstellung “Norbert Thomas. Kein Zufall”

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Inschriften, die keiner wahrnimmt

Andrea Salmen von der CTW (Congress Turismus Wirtschaft Würzburg) hat den Würzburger Gästeführern netterweise mal wieder einige hilftreiche Infos geschickt. Es geht um Inschriften an einigen Baudenkmälern, an denen auch wir Gästeführer gerne vorübergehen. Teils, weil sie schon recht verwittert sind, teils wei die Sprachkenntnisse (Latein) fehlen. Vielen Dank Andrea!

Stift Neumünster & Lusamgärtlein

An der Rückseite des Neumünsters kann man diese Gedenkinschrift für Walther von der Vogelweide lesen. Der bekannte Minnesänger und Spruchdichter wurde vermutlich um 1170 in Österreich geboren und lebte um 1220 in oder bei Würzburg. Nun liegt er seit nach 1229 angeblich im Kreuzgang des Neumünsters, im Lusamgärtlein begraben.

Bei der Inschrift handelt es sich um vier lateinische Hexameter, ein antikes Versmaß. Normalerweise beinhalten diese Verse keinen Reim, was aber hier vom Autor der Inschrift bewusst eingearbeitet wurde. Im Schriftbild der Inschrift sind Verse und Reim nur schwer zu erkennen, weshalb der lateinische Text hier in vier Verszeilen umgeschrieben wurde:

PASCUA QUI VOLUCRUM VIVUS, WALTHERE FUISTI,
QUI FLOS ELOQUII; QUI PALLADIS OS OBIISTI.
ERGO QUOD AUREOLAM PROBITAS TUA POSSIT HABERE,
QUI LEGIT, HIC DICAT, DEUS ISTIUS MISERERE.

Übersetzung:

Du, der du zu Lebzeiten Walther von der Vogelweide
warst, bist als Blüte der Redegewandtheit, als
Mund der Pallas* gestorben.
Dass also deine Redlichkeit höchste Anerkennung
erhalten kann, soll, wer dies liest, sagen: Gott
erbarme dich seiner!

  • Pallas: gem. Athene= Göttin der Dichtkunst

Marienkapelle

Geschichte:

Die Marienkapelle ist eine gotische Kirche, die von 1377-1480 gebaut wurde. Sie befindet sich auf dem Marktplatz, an der Stelle, wo bis 1349 eine Synagoge stand, die jedoch zerstört wurde. Bischof Gerhard von Schwarzburg legte den Grundstein der Kirche. Beim Bombenangriff am 16. März 1945 wurde die Kirche durch ein Feuer beschädigt. Im südlichen Seitenschiff befindet sich der originale Stiftungsstein mit lateinischer Inschrift, deren Übersetzung im folgenden Text zu sehen ist.

Inschrift:

NATU ANNO DNI MCCC
LXXVII DNS GERHARD COM
ES DE SCHWARTZBURG EPS
HERBOPOLENSIS POSUIT
PRIMUM LAPIDEM IN VIGILIA

PENTHECOSTAE ET EST FUNDATOR
CAPELLAE BEATAE MARIAE VIRGINIS IN
PLAGA IUDEORUM IN CIVITATE
HERBIPOLENSI

Übersetzung:

Im Jahre des Herren 1377 legte Herr Gerhard,
Graf von Schwarzburg und Bischof
von Würzburg, am Vorabend des Pfingstfestes
den Grundstein und ist Gründer der

Kapelle der glücklichen Jungfrau Maria
im Judenviertel der Gemeinde Würzburg.
Marienkapelle auf dem Würzburger Marktplatz
Marienkapelle

Alter Kranen

Geschichte:

Der Alte Kranen wurde von Adam Friedrich von Seinsheim in Auftrag gegeben und von Franz Ignaz Neumann, dme Sohn des berühmten Architkten Balthasar Neumann, gebaut. Der Kran war 73 Jahre lang im Einsatz und überstand den zweiten Weltkrieg, ohne Schaden zu nehmen. Der Kran ist 10,2 m hoch uns seine Arme 11 und 14 m lang.

Inschrift:

aCCIpIo traDo
qVoDLVbet eXpeDIo

Übersetzung:

Ich nehme an und ich übergebe.
Alles Mögliche verlade ich.

Bedeutung der Groß- und Kleinschreibung:

Die Großbuchstaben sind Römische Zahlen, die zusammengezählt 1773, das Jahr der Fertigstellung, ergeben. CCIIDVDLVXDI = 1773

Grabstein des Johannes von Steren in der Bürgerspitalkirche

Geschichte:

Nachdem Johannes von Steren von einer Wallfahrt nach Rom nach Hause zurückkehrte, beschloss er eine Stiftung nach dem Vorbild des Heiliggeistspitals Santo Spirito in Sassia zu gründen. Er benutzte um 1316 sein Anwesen, um pflegebedürftige Menschen aufzunehmen. Damit begründete er eine Stiftung, die zunächst von ihm, seinem gleichnamigen Sohn und einem dritten Vorstandsmitglied verwaltet wurde. Seit dem 16. Jahrhundert wird die Institution Bürgerspital genannt und befindet sich noch heute auf dem gleichen Anwesen.

Inschrift:

ANNO DNI
MCCCXIX I. D.
COVSIOE SCI PAVLI
D IOHES DE ARIETE
CIVIS HBIPOL
FVNDATOR HVIVS
HOSPITALIS

Übersetzung:

Am 25. Januar im Jahre 1319 n. Chr. gründete Herr Johannes von Steren, ein Bürger von Würzburg, ein Stiftungshaus für alte und arme Bürger. (Bürgerspital)

Vierröhrenbrunnen

Übersetzung der Inschriften:

  1. Zum Schmuck der Bürgerschaft erhob sich unter dem Oberratspräsidiums des Philipp Anton Christoph Ernst Freiherr von Guttenberg, Kapitulars der Ritterstifte von Bamberg, Würzburg und Comburg usw. diese Pyramide.
  2. Nach Erschütterung durch das Unrecht des Krieges unter dem Vorsitz des Würzburger Oberratspräsidiums des Freiherrn Heuslein, der Domherr, Sänger und Geheimrat war, restauriert.

Kurzinformation:

Bauzeit (1733-1799)

Die Bauarbeiten am Vierröhrenbrunnen wurden 1733 unter dem Episkopat des Adam Friedrich von Seinsheim am Platz eines alten Ziehbrunnen nahe der alten Mainbrücke begonnen. Jakob van der Auwera und Johann Peter Wagner sind die Künstler, die 1799 mit den Figuren, welche für Tapferkeit/Stärke (Fortitudo), Weisheit (Prudentia), Mäßigung (Temperantia) und Gerechtigkeit (Justitia) stehen sollen, die Arbeit am Brunnen beendeten. Die Originale sind heute nur noch im Mainfränkischen Museum zu sehen.

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Im Rahmen der StadtVerführungen 2016 – Skulpturen des 20. und 21. Jahrhunderts

Stadtführungen vom Würzburger Gästeführer e.V. – 03.07.2016 – Was ist denn das nun wieder? Skulpturen des 20. und 21. Jahrhunderts – Treffpunkt: Rathaus, Eingang Rückermainstraße – Thomas Kröhnert – Tel.: +49-931-68084182

Wir möchten Sie gerne begeistern – für Würzburg und seine Geschichte, für seine bedeutenden Kulturgüter und sein schönes Ambiente. Auf informative und unterhaltsame Weise, immer mit professionellem Anspruch und auf fundierter Basis.

Unser Verein wurde 2001 gegründet und ist Mitglied im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e.V. (www.bvgd.org). Er versteht sich als berufliche Interessengemeinschaft und als Bindeglied im Netzwerk der Gästefüherer auf lokaler und überregionaler Ebene.

Mit unseren Projekten “Weltgästeführertag” und “Stadtverführungen” wollen wir vor allem die Würzburger, aber auch die Gäste von nah und fern auf die verborgenen Reize der Stadt aufmerksam machen. Für sein langjähriges kulturelles Engagemen und die damit verbundenen Spendenaktionen hat die Stadt Würzburg dem Verein 2011 die Kulturmedaille verliehen.

Alle Führungen sind auch individuell bei den Gästeführern buchbar.

Endecken Sie “Ihr” Würzburg mit uns!

StadtVerführungen 2016

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Jakob Wassermann & Hexenverfolgungen in Würzburg

Stadtführung für Eltern des Kindergarten “Haus für Kinder St. Hildegard” zum Roman Jakob Wassermanns “Der Aufruhr umden Junker Ernst”.

Da mich der Kindergarten in den unsere beiden Söhne gehen gebeten hat, eine Stadtführung im Rahmen der Veranstalltung “Würzburg liest ein Buch” zu machen, biete ich am 14.04.2016 um 19:00 Uhr eine Stadtführung zum Thema “Jakob Wassermann & Hexenverfolgungen in Würzburg” an. Die Teilnahme ist kostenlos. Wer Lust hat, kann einfach vorbei kommen. Hier der Text zu den Aktivitäten im “Haus für Kinder St. Hildegard”:

Haus für Kinder St. Hildegard

Würzburg liest ein Buch

Der Aufruhr um den Junker Ernst von Jakob Wassermann
Verlag Königshausen & Neumann 2015
lSBN 978-3-8260-5768-7. 184 Seiten, 8 Euro.

Held der Handlung ist ein junger Mann, der zur Zeit der Hexenverfolgung durch seine Fabulierkunst die einfachen Leute in den Bann schlägt und schließlich auch das Herz des Würzburger Fürstbischofs, seines Onkels Philipp von Ehrenberg, gewinnt. Das ruft Neider auf den Plan, der Junker zieht den Hass der Hexenpeiniger auf sich und wird gefangen gesetzt. Doch seine Anhänger wehren sich.

Wer mehr über die Aktion “Würzburg liest ein Buch” und über den Junker Ernst erfahren will, kann sich unter www.wuerzburg-liest.de informieren.

Die Buchhandlung “Neuer Web” unterstützt das Haus für Kinder mit einer spannenden Auswahl an Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbüchern zum Thema “Zauberer, Hexen, Ritter & Burgen”.

… und das Haus für Kinder 5t. Hildegard liest mit!

Wir haben die Einladung von dem Veranstalter Würzburg liest e.V. gerne angenommen und werden in diesem Rahmen vom 8. bis 17. April an der Aktionswoche zum Buch, “Der Aufruhr um den Junker Ernst” von Jakob Wassermann teilnehmen.

Gemeinsam mit unseren Kindern planen wir spielerische Aktionen rund um die Themen, “Zauberer, Hexen, Ritter & Burgen”. Die Kinder können beifolgenden Projekten mitmachen:

Erarbeigung eines kleinen Theaterstücks
Kreativer Gestalten zum Thema
Geschichtswerkstatt

Am MITTWOCH, dem 13.11.2016 um 15:30 Uhr wollen wir Euch unsere Ergebnisse in unserem Haus präsentieren. Gäste sind herzlich willkommen.

Über diese Aktivitäten hinaus wollen wir Sie ganz herzlich dazu einladen, auf den Spuren des Buches Würzburg zu erkunden.

Musemsführung auf der Feste Marienberg am 10.04.2016 um 15:00 Uhr
Literarischer Streifzug zum Thema Hexenverfolgungen in Würzburg mit unserem Stadtführer Thomas Kröhnert (www.stadtführungen-würzburg.de) am 14.04.2016 um 19:00 Uhr (Start: Vierröhrenbrunnen vor dem Rathaus mit anschließendem geselligen Beisammensein im Weinhaus Schnabel)

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Pressemitteilung der Bayerischen Schlösser und Seenverwaltung

Maschikuliturm und Kasematte am 03. Oktober 2015 geöffnet

Eines der eindrucksvollsten Einzelbauwerke der Festung Marienberg in Würzburg ist der Maschikuliturm. Er wurde in den Jahren 1724-29 von Balthasar Neumann nach einem Entwurf des Mainzer Hofarchitekten Maximilian von Welsch errichtet und ist eines der bemerkenswertesten Festungsbauwerke in Deutschland. Ebenso eindrucksvoll ist die über 200 Meter lange unterirdische Kasematte, die den Turm mit der Hauptburg verbindet. Mit diesem eindrucksvollen Befestigungsbauwerk bietet die Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg ein interessantes Ausflugsziel für Jung und Alt.

Der Maschikuliturm und die Kasematte sind am 03. Oktober 2015 letztmals in diesem Jahr von 11:00 bis 16:30 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3,50 €, ermäßigt 2,50 €. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei.

Der Zugang in die Kasematte erfolgt ausschließlich über den Maschikuliturm. Diesen erreicht man durch das Weinbergstor am großen Festungsparkplatz. Für eine Veröffentlichung wäre ich Ihnen dankbar.

Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten u. Seen

Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg
Residenzplatz 2
97070 Würzburg
Tel.: +49-931-35517-0
Fax: +49-931-931-35517-25
E-Mail:
Web: www.schloesser.bayern.de

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Erhaltet das Baudenkmal

Am 5. Juli entscheidet sich das weitere Schicksal des Mozart Gymnasiums

Denkmal und Identität

Die Würzburger Mozartschule ist eine der herausragenden Architektenleistungen des Wiederaufbaus unserer Stadt und gilt bayernweit als vorbildliches Beispiel für den damaligen Schulhausbau. Entworfen hat “Würzburgs schönste Schule” (Mainpost vom 01.10.1957) der damalige Baudirektor des städtischen Hochbauamts Rudolf Schlick in den Jahren 1955-57. Sie wurde 1995 in die Denkmalliste des Landes Bayern eingetragen. Seit dem Auszug der Schüler und Lehrer 2001 wurde die Schule an verschiedene Interims-Nutzer vermietet. Ihr derzeit ungepflegter
Zustand verstellt den Blick auf die außergewöhnlichen Qualitäten des Gebäudes. Ein Abriss würde einen erheblichen Geschichtsund Gesichtsverlust für die Stadt Würzburg bedeuten, deren weitgehend gelungener, maßstabgerechter Wiederaufbau bis heute für viele Bürgerinnen und Bürger wie auch für die zahlreichen Gäste Identität stiftet und Unverkennbarkeit erzeugt.

Organisch – Grazil – Schwungvoll

In direkter Nachbarschaft des Weltkulturerbes Residenz fügt sich der Schulbau organisch und zwanglos, ja sogar heiter in sein städtebauliches Umfeld ein. Der vom Blockrand gelöste Grundriß wirkt leicht und vermeidet starre rechte Winkel. Zur Hofstraße öffnet sich eine niedrige Dreiflügelanlage – eine bewusste Hommage an den Ehrenhof der Residenz – während an der Maxstraße die Fassade zurückschwingt, um sich mit den beiden anderen Schulflügeln windmühlenartig zu verbinden. Der höhengestaffelte Baukörper ist von großer Sachlichkeit und Klarheit. Das konstruktive System ist ein Stahlbetonbau, dessen Stützenraster deutlich in Erscheinung tritt. Maßstabgebend und von einheitlicher Größe sind die Fenster, deren Rahmen mit ihren grazilen Profilen Lebendigkeit im Wechselspiel von Licht und Schatten erzeugen. Der Architekt Rudolf Schlick legte grundsätzlich große Sorgfalt auf alle Details, auf die Kunst am Bau und die Blickbeziehungen zu den historischen Denkmälern.

Vielseitige Kunst am Bau

Die drei Schulflügel sind durch ein einziges großzügiges Treppenhaus miteinander verbunden. Es ist nicht nur in seiner einfachen Grundform architektonisch überzeugend, es birgt auch ein gebäudebeherrschendes Wandbild: Den vierteiligen Zyklus “Die Schöpfung” von Ludwig Martin. Auf lebendig schattiertem blauem Grund entwickelt sich das schwungvoll gemalte Wandbild durch alle Geschosse. Im Schulhaus gibt es zahlreiche weitere Beispiele für Kunst am Bau, u.a. das repräsentative “Abendland”-Bild im Aulavorraum, die von vier Graphikern gestalteten “Landkarten” im Haupttreppenhaus und die gänzlich unbekannten farbigen Glasfenster im Kellerflur. Im Außenbereich seien die allseits bekannte Putzintarsie der spielenden Mädchen an der Hofstraße ebenso wie das “Mädchen mit Trinkschale” an der Maxstraße genannt. Diese vielseitigen und qualitätvollen Werke sollten Schüler und Lehrer zum Nachdenken anregen und sind bis heute integraler Bestandteil der Architektur.

Unterm Sternenhimmel

Herzstück an der Hofstraße ist die Aula über dem trapezförmigem Grundriss. Mit ihren 290 Sitzplätzen eignet sie sich auch heute hervorragend für öffentliche Theater- und Kinovorführungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge. Eine schwingende Treppe führt zur Aula hinauf, deren Leichtigkeit und Ausgewogenheit uns auch nach Jahrzehnten noch anspricht. Der harmonisch proportionierte, lichtdurchflutete Saalraum, der schon in den Plänen von 1955 als “Film- und Feierraum” bezeichnet wurde, erinnert mit seiner sternenhimmelähnlichen Decke, der umlaufenden Blende und der von roten Vorhängen gerahmten Bühne an die Kinokultur der 50er Jahre. Er ist damit letztes Zeugnis einer inzwischen in Würzburg völlig verloren gegangenen Kultur.

Erhaltet das Baudenkmal

Schon 2007 hat der Würzburger Stadtrat einstimmig für den Abriss des Bedeutenden Denkmals der 50er Jahre votiert. Das jetzt formulierte Ratsbegehren stellt das gesamte Denkmal mit seinen Freiräumen zur Disposition und will die Bürger über den geplanten Totalabriss zugunsten einer Investoren-Bebauung entscheiden lassen. Die Heiner-Reitberger-Stiftung und die BI Stadtbild Würzburg sagen entschieden Nein zu dem wohl auch juristisch heiklen Abriss eines stadtbildprägenden Denkmals. Stattdessen gilt es, dieses herausragende Beispiel der Würzburger Nachkriegsarchitektur in seiner Gesamtheit zu bewahren und einer sinnvollen und denkmalgerechten neuen Nutzung zuzuführen.

Hatzfeldischer Garten

Wenigen ist bewusst, dass Rudolf Schlick bei der Erbauung der Mozartschule 1955-57 nicht nur die Kunst am Bau bereits in der Planung festlegte, sondern sich auch über die Bepflanzung detailliert Gedanken machte. Drei wesentliche Bereiche müssen wir unterscheiden: den sog. Hatzfeldischen Garten, den großen Pausenhof und den Haupteingang an der Maxstraße. Der vierte Bereich, der Nordgarten, kam anscheinend erst nach dem Anbau von 1968 dazu. Der Hatzfeldische Garten, eine Partie des mittelalterlichen Zwingers, wurde mit einem strengen Lindenkarree aus 5 x 5 Linden bepflanzt. Die rechteckige Mitte war durch ein Parterre mit Blumen bepflanzt. Diese Anlage korrespondiert mit der gegenüberliegenden Residenz, nimmt die strengen geometrischen Formen barocker Gartenplanung auf. Sie vermittelt zwischen dem Barock und der Wiederaufbauzeit.

Futtermauer

Eine großzügige Freitreppe mit Blockstufen aus Muschelkalk verbindet den eigentlichen Pausenhof mit dem Gartenparterre. Auf dem Bild ist sie noch ohne Geländer. An den Futtermauern sind Maskarons eingebaut, die als Spolien aus dem zerstörten Würzburg an die barocke Vergangenheit erinnern. Heute fehlt der rechte Fratzenkopf, er wurde mit dem Erweiterungsbau der Musikhochschule entfernt. Die gesamte Gartenanlage ist ungepflegt und überwuchert und ihre Schönheit ist kaum mehr zu erahnen. In diesen zwei Bildern ist auch gut zu erkennen, wie der Architekt R. Schlick die Sichtbeziehungen zur Residenz und zur Hochsäule bewusst in Szene gesetzt hat. Solche Ausblicke, auch zum Dom, zur Neubaukirche oder zu Stift Haug waren ursprünglich auch in den Innenräumen wahrnehmbar.

Der große Pausenhof

Einen ganz anderer Geist als in der strengen Geometrie des Hatzfeldischen Gartens weht im großen Pausenhof. Hier spürt man die Aufbruchsstimmung des Wiederaufbaus: geschwungene Beeteinfassungen schaffen einer Linde Entfaltungsmöglichkeiten. Einbezogen ist hier auch die Skulptur von Helmut Weber, ein Mädchen, dem der Engel oder Geist einflüstert. Lebendig bewegte Formen dominieren. Die große Pappel im Hintergrund wurde längst gefällt, aber die Linde steht noch. In den 80er Jahren wurde der Hof mit Robinien als Schattenspender für Klassenzimmer und Hof bepflanzt, sie bestimmen heute den Charakter des großen Pausenhofs. Als duftender, von Vogelgezwitscher erfüllter Schirm breiten sie ihre Zweige aus. Hatzfeldischer Garten und Pausenhof sind heute Oasen von Ruhe und Abgeschiedenheit mitten in der Stadt.

Haupteingang der Schule an der Maxstraße

Der Haupteingang ist aus der Straßenfront zurückversetzt, es entsteht Abstand zur Straße und ein Raum zum Verweilen. Reitberger nannte diesen Platz treffend “Flöhglacile” (das kleine Glacis). Rudolf Schlick plante hier in freien organischen Formen ein Wasserbecken mit einer Mädchenfigur. Blumen schmückten die nierenförmige Einfassung des Beckens. Zwei Säuleneichen und Eibenhecken flankieren den gläsernen Eingang. Große Lindenbäume wachsen auf dem Platz
und spenden Schatten. Heute ist diese Grünanlage völlig verwildert. Das Wasserbecken ist verschwunden, dem steinernen Mädchen sind Hände und Schale abgeschlagen.

Faulhaberplatz und nördlicher Pausenhof

In dieser Aufnahme ist der grüne Faulhaber-Parkplatz mit der Mozartschule noch ohne Erweiterungsanbau zu sehen. Das Grün des Platzes verbindet sich mit den Grünanlagen in der Maxstraße. Schön auch der freie Blick zur Residenz. Offensichtlich wurde der Nordhof erst nach dem Anbau von 1968 gärtnerisch gestaltet. Heute ist er mit großer Baumhasel- und Ahornbäumen bepflanzt. Im Mozartareal tragen 36 Bäume und viele Büsche erheblich zur Verbesserung des Kleinklimas und zur Verringerung der Feinstaubbelastung bei. Sie zugunsten einer massiven Neubebauung zu opfern, ist nicht nachhaltig gedacht.

Treppengeländer

Die Mozartschule birgt weitgehend unbeachtete Details. Die geschwungene Treppe zur ehemaligen Aula, dem heutigen Kinosaal, zeigt in ihren Geländern typische 50er Jahre-Formen, reduziert, zart, filigran wirkend. Besonders typisch ist der Anlauf mit schneckenförmigem Beginn und Kunststoffbeschichtung auf dem Handlauf. Das zierliche Geländer ist mit einem Stiel in einer Rosette verankert und von einer Öse geschmückt. Ein zweiter Handlauf findet sich im Treppenhaus neben der ehemaligen Hausmeisterwohnung: Auch hier ist der Übergang von der Schrägen zur Horizontalen mit Profilen und Kugelaufsatz besonders ausgebildet.

Lampen

Im Innen- und Außenbereich der Schule gibt es noch zahllose Lampenserien der 50er Jahre. Sie zeigen vielseitiges Design: Von der zylindrischen Laterne bis zum konischen Kasten, von der weich gebauchten Hängeleuchte bis zum doppelten Konus. Bemerkenswert ist die Lampenform am Eingang Hofstraße mit ihrer eleganten Halterung am unteren Ende des konisch gerundeten Leuchtkörpers. Von besonderer Eleganz sind die weitgehend bekannten “Sternenhimmel” in Aula und Foyer mit ihren bündig eingesetzten Rundscheiben. Ihre Leuchten lassen sich dimmen und vermitteln unterschiedliche Raumstimmungen.

Metallarbeiten

Neben zeitgenössischem industriellen Design wie den Kleiderhaken oder den Griffen an den Schwingtüren finden sich in der Mozartschule auch vom Architekten entworfene Details, so etwa die Beeteinfassung an der Maxstraße mit ihren schlichten durchgesteckten Metallverbindungen. Noch pfiffiger sind die Details der Fenstergitter im großen Haupttreppenhaus: Die filigranen Gitter sind mit Metallstiften in je zwei seitlich montierte Kugeln mit Nuten eingehängt. Durch Anheben ist ein leichtes Entfernen für die Fensterreinigung möglich. Auch als Abstandshalter sind spielerisch wirkende Kugeln an den Fenstergittern verwendet.

Stein und Holzarbeiten

Selbstverständlich sind auch die Bodenbeläge Teil des Gesamtkonzeptes. Das Foyer an der Hofstraße ist mit gebrochenen verschiedenfarbigen Werksteinen ausgestaltet, die sich ins Freie hineinziehen. Durch diese fließenden Übergänge entsteht Großzügigkeit. Auch die farbigen Terrazzoböden in gebrochenem Rot, hellem Gelb und kühlem Grau verdienen Beachtung. Sie korrespondieren farblich mit dem Foyerboden. Eine Besonderheit sind auch die exakt gefugten, noch immer unbeschädigten Fliesenbeläge in den Toiletten. Natürlich spricht auch die teilweise noch vorhandene Möblierung mit konisch-eleganten Formen eine stilistisch einheitliche Sprache.

Neues Design in Hülle und Fülle

Alle Details zeugen von der Sorgfalt des Entwurfs und der handwerklichen Präzision der Ausführenden in der Wiederaufbauzeit der fünfziger Jahre. Überzeugend und zugleich faszinierend ist die konsequente durchgängige Formensprache. Sie vermittelt uns einen zukunftsorientierten Optimismus, der zugleich an die Ziele der klassischen Moderne der 20er Jahre anknüpft. Die vielen originalen Details verleihen dem Baudenkmal hohe Authentizität und sind unbedingt erhaltenswert.

Autoren dieser Artikel: Dr. Suse Schmuck / Dr. Antje Hansen
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Besuch bei der Firma Rothkegel

Dankenswerterweise bietet unser Würzburger Gästeführerverein ja immer wieder Fortbildungen an. Grundsätzlich sind diese immer gut und empfehlenswert.

Der fleißige Gästeführer möchte sich ja auch weiterbilden. Manche der Fortbildungen sind aber besonders interessant. So zum Beispiel der Rundgang durch die Betriebsstätte der Firma GLR Rothkegel GmbH & Co. KG in Würzburg.

Fachkundig und für unsere Fragen offen wurden wir Gästeführer von Herrn Matthias Rothkegel durch die Firma geführt. Dabei erfuhren wir viel über diverse Techniken der Glasgestaltung und -malerei, über die Restaurierung von alten Kirchenfenstern – momentan ist die Firma Rothkegel mit der Restaurierung der Chorfenster des Ulmer Münsters beschäftigt – und über die Leuchtenmanufaktur der Firma Rothkegel.

Also werde ich hier mal meine neu erworbenen Kenntnisse hinsichtlich Glasgestaltung und -malerei zum Besten geben, in der Hoffnung, dass ich das auch mal an den Gast bringen kann. Mal sehen …

Die erste Assoziation, die ich bisher hatte, wenn ich an Glasmalerei dachte, waren mittelalterliche Kirchenfenster. Diese typischen bunten “Scheiben” in zumeist gotischen Kirchen. Weil diese Verglasungen stets aus vielen vielen Einzelscheiben bestehen, die durch Bleistege miteinander verbunden sind, nennt man das ganze dann auch gerne mal “Bleiverglasung”. Diese Art, (zumeist) Fenster herzustellen, wird auch heute noch praktiziert. Dabei muss das nicht zwangsweise was mit Malerei zu tun haben, denn man kann durch die Bleistege auch unbemalte Scheiben aneinandersetzen. Damit die Dinger nicht vom Wind eingedrückt werden, “stützt” man sie mit Eisenstäben (Windeisen) ab. Sind mir vorher auch nie aufgefallen.

Wie bei allem wird das Ganze erst interessant, wenn man sich etwas mehr mit dem Thema befasst. Wussten Sie zum Beispiel, dass es unter anderem zwei verschiedene Grundmethoden der Malerei auf Glas gibt?

  1. Entweder wird auf farbiges oder weißes (bzw. klares) Glas nur die ZEICHNUNG/GRAFIK mittels schwarzer Farbe (Schwarzlot) aufgetragen, mit der man also “nur” Schatten- und Lichtwirkung erzielt,
  2. oder aber es wird mit farbigen Schmelzfarben (opak oder transparent) ein GEMÄLDE aufgebracht. Die gewünschte Wirkung entsteht beim Einbrennen der Farben in die weiße oder farbige Trägerscheibe.

Meist wird nach einem gleichmäßigen Farbauftrag in subtraktiver Technik gearbeitet. Licht und Schatten entstehen also dadurch, dass die zuvor mit Hilfe eines großen Pinsels (Vertreiber) gleichmäßig aufgebrachte Farbschicht mittels verschiedener anderer Werkzeuge (Radierpinsel, Stupfpinsel und Lichterhölzchen) wieder mehr oder weniger oder eben gar nicht abgetragen wird. Dieser erste Schritt gilt zunächst der Setzung der Lichter. Nach dem Einbrand erfolgt Schritt zwei – die partielle Festlegung der Schatten (Nachschattierung) bzw. die Konturmalerei. Ursprünglich ist Glasmalerei Handarbeit, wie der Name schon sagt. In der Regel wird auf einem Leuchttisch gearbeitet, auf dem die zu bemalende Scheibe liegt. Dazwischen befindet sich oft eine Vorlagenzeichnung, die im Maßstab 1:1 auf durchscheinendes Papier gezeichnet wurde. Das ist ein bisschen wie Malen nach Zahlen.

Das wäre jetzt aber wirklich zu einfach! Es gibt nämlich auch noch sog. Überfanggläser, die nicht durchgefärbt sind, sondern bei denen auf einem transparenten Träger eine farbige Glasschicht aufliegt. Mit diesen Gläsern kann man durch Ätzen, Gravieren, Sandstrahlen und Schleifen oder auch Kleben interessante Effekte erzielen. Kombiniert man diese Methoden dann noch mit den oben erwähnten Arbeitsweisen der Glasmalerei, wird’ s immer interessanter. Da hat der Tom wieder was gelernt!

Eine weitere Methode, um farbige Kunstwerke aus Glas zu gestalten, ist das sog. Fusing. Wie der Name schon deutlich macht, werden dabei farbige Gläser auf eine weiße oder ebenfalls farbige Trägerscheibe aufgebracht und in einem Ofen mit dieser verschmolzen. Damit kann man sehr schöne und vor allem kräftig leuchtende Ergebnisse erzielen.

Da wir in modernen Zeiten leben, gibt’ s auch noch ‘ne ganze Menge neuer Methoden, wie die Farbe auf’ s Glas kommt, bevor sie dann eingebrannt wird. So kann man in der modernen Massenproduktion auch per Siebdruck oder Digitaldruck die Farbe auftragen. Eine neue Methode im eher grafischen Bereich stellt die Airbrushmalerei dar. Dabei werden Schwarzlot oder keramische Schmelzfarben nicht mit dem Pinsel sondern mit einer Airbrushpistole aufgetragen. Das ist besonders geeignet, um sanfte Farbverläufe hinzubekommen.

“Die Glasmalerei hat einen besonderen Stellenwert in der Malerei, denn keine andere Malart kann eine so hohe Farbleuchtkraft und so große Helligkeitsunterschiede zeigen wie ein durchsichtiges Glasbild.” (Wikipedia)

Glasmalerei ist ein (Kunst-)Handwerk. In den alten Zeiten war sie die Arbeit von Handwerkern. Im Idealfall beherrscht heutzutage der Künstler, der ein Glaskkunstwerk schaffen möchte, das Handwerk selbst, oft aber entstehen Glasmalereien in einer Kooperation von Künstler (Vorlage) und Glasmalermeister/in (Ausführung). Diese Zusammenarbeit kann mehr oder weniger intensiv sein, die Vorgaben mehr oder weniger genau. Im Einzelfall kommt es vor, dass der Künstler lediglich die Idee vorgibt, dem Handwerker aber bei der Ausführung völlig freie Hand lässt. Wo da dann Kunsthandwerk aufhört und Kunst beginnt, ist Ansichtssache.

Als Gästeführer ist es ja auch nicht so ganz von Nachteil, wenn man über ein solides Halbwissen verfügt. Seit unserem Ausflug zur Firma Rothkegel weiß ich jetzt auch, auf welche Weisen das Flachglas produziert werden kann, auf dem dann gemalt wird. Die Gläser, die auch bei der Glasmalerei Verwendung finden, wurden und werden auf ganz unterschiedliche Arten hergestellt. Was mich persönlich überrascht hat war, dass die traditionellste Herstellungsweise für Flachglas – z.B. eben eine Fensterglasscheibe – das Blasen des Glases ist. Ich war immer davon ausgegangen, das man nur Hohlkörper, wie Trinkgläser bläst. Pustekuchen! Auch Scheiben wurden früher erst als Zylinder geblasen und dann quasi aufgeschnitten und beim erneutem Erwärmen “flachgewalzt”. Das muss einem doch erst mal gesagt werden! Sollten Sie sich also mal in den Antiquitätenhandel verirren und der Händler erzählt Ihnen was vom “mundgeblasenen Spiegel von 1790”, dann will der Sie nicht für blöd verkaufen, möglicherweise aber betrügen ;-).

Einen Innovationsschritt bedeutete dann das Verfahren des Glasziehens (davon hat man dann doch schon mal was gehört), wobei aus einer Glasschmelze kontinuierlich eine quasi endlose lange “Scheibe” gezogen wird, die dann langsam abkühlt, je weiter sie sich von der Schmelze entfernt. Ganz entscheidend dabei, bloß nicht zu schnell abkühlen lassen. Je dicker das Glas ist, desto langsamer muss es abkühlen, damit es nicht springt.

Glas kann aber auch gegossen und dann gewalzt werden. So entsteht das berühmte Kathedralglas, das in der Glasmalerei ebenfalls häufig verwendet wird. Übrigens sind Sie alle schon Kathedralglas an völlig profanen und alles andere als spirituellen Orten begegnet. Die welligen und milchigen Scheiben, die früher in WCs als Sichtschutz eingebaut wurden, sind aus dieser Glasart. And again what learned!

Heutzutage wird Fenster- oder Spiegelglas, dass möglichst eben, klar und ohne Blasen sein soll, im Floatverfahren hergestellt, wobei die Glasschmelze auf ein Bad aus flüssigem Zinn aufgebracht wird (it’s floating!). So entstehen Gläser, die so glatt sind, dass man aus ihnen direkt Spiegel herstellen kann, ohne sie – wie früher üblich – erst umständlich plan schleifen zu müssen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Glas#Formgebung)

Naturgemäß hat uns Gästeführer alles zum Thema Restaurierung besonders interessiert. Wir werden ja immer wieder danach gefragt, was denn alles an historischen Gebäuden noch original ist, und was alles ergänzt wurde. Leider gibt es in Würzburg nicht mehr viel alte Kirchenfenster, da diese während der Bombardierung 1945 fast vollständig verlorengingen. Dennoch war es interessant zu erfahren, dass von erhaltenen alten gotischen Kirchenfenstern oft nur noch wenige Prozent tatsächlich aus der Gotik stammen, da viele Schäden im Laufe der Jahrhunderte oft nicht restauriert sondern rekonstruiert/ergänzt wurden.

Auch wenn uns Leihen Glas recht robust erscheint, ist es doch sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Das strahlendste Kirchenfenster verlieren mit der Zeit immer mehr an Leuchtkraft, wobei der “Dreck” in der Regel nicht von außen, sondern von innen kommt. Werden die Fenster nämlich feucht, wandern Ionen (Ca+, Na+, K+), die in den Ausgangsprodukten für die Glasschmelze vorhanden sind, an die Oberfläche des Glases und verbinden sich dort mit dem Schwefeldioxid aus der Luft, was zu einem Grauschleier führt, der sich langsam zu einer richtigen Patina auswächst. Wenn dann noch unsere Freunde, die Tauben, dafür sorgen, dass ihre Soffwechselentprodukte die Stege der Bleiverglasung angreifen, wird’ s Zeit für eine Konservierung und Restaurierung des alten Fensters.

Ein interessantes Detail, das wir von Herrn Rothkegel erfuhren, betrifft die Schutzverglasung für Kirchenfenster (z.B. bei den Chorfenstern von Stift Neumünster in Würzburg). Dort wurde nämlich Glas verbaut, dass möglichst undurchlässig für infrarote und UV-Strahlung ist. “Na und”, fragt sich der Leihe, “was soll’ s”. Aber das macht richtig Sinn und hilft Geld sparen. Wenn das Glas wenig Wärmestrahlung durch lässt, dann kommt hinter den Fenstern wenig Energie an. Dadurch entstehen weniger Konvektionsströme, die Staub mit sich nach oben reißen können. Diese Luftströme in großen Räumen wie Kirchen sind heutzutage die Hauptursache für die Verschmutzung von Kunstwerken und Wänden. Kerzenruß fällt ja als Grund eher weg und Weihrauch wird – Gott sei’s gedankt – auch nicht mehr so üppig verwendet. Wenn sich der Staub also nicht so schnell verteilt, kann man hoffen, das Stift Neumünster sehr lange so schön hell erstrahlt, wie es das seit 2009 wieder tut.

Ich denke, ich werde mein frisch erworbenes Wissen mal nutzen und mir in den nächsten Posts die Glaskünstler vornehmen, die sich in Würzburgs Kirchen ausgetobt haben. Da ist zwar – vor allem wegen der Bombardierung Würzburgs – nicht mehr viel Mittelalterliches dabei, aber dafür gibt es jede Menge 20. Jahrhundert. Sehr schöne Beispiele sind die Fenster des Doms (im Langhaus und der Sepultur) oder die Chorfenster der Marienkapelle, mit denen ich anfangen werde. Das ist sicher eher was für Kunstnerds. Mal sehen, was ich alles in Erfahrung bringen kann.

http://www.rothkegel.com/
http://www.schott.com/
http://de.wikipedia.org/wiki/Glasmalerei
http://de.wikipedia.org/wiki/Glas
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalk-Natron-Glas