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Museum.Burg.Miltenberg

Ikonen und moderne Kunst im Burg-Museum Miltenberg

Museum.Burg.Miltenberg - Museumsräume
Museum.Burg.Miltenberg – Museumsräume
Museum.Burg.Miltenberg - Museumsräume
Museum.Burg.Miltenberg – Museumsräume
Museum.Burg.Miltenberg - Burghof
Museum.Burg.Miltenberg – Burghof

Leider bin ich ein bisschen spät dran mit meiner Nachricht. Gut, dass es bei dieser auch wirklich nicht auf Aktualität ankommt.

Am 14. Oktober waren einige Gästeführerkollegen und ich auf der Burg Miltenberg im dort relativ neu eingerichteten Museum. Dank gebührt dem Würzburger Gästeführerverein für die Organisation dieser Fortbildung. Dank aber natürlich auch Domkapitular Lenssen, sowohl für die unterhaltsame Führung durch das Burg-Museum Miltenberg, als auch dafür, dass er mit Gaben aus seiner privaten Sammlung mithalf, das Museum zu ermöglichen.

Das Thema des Museums ist reichlich spannend, finde ich zumindest. Die grundlegende Konzeption besteht darin, russisch- und griechisch-orthodoxe Ikonenmalerei mit moderner zeitgenössischer Kunst in Kontrast zu setzen. Ich versuche kurz zusammenzufassen, wie Dr. Lenssen uns versammelten Gästeführern das Konzept erklärt hat:

Ikonenmalerei ist keine freie Kunst. Vielmehr folgt sie strengen Regeln, welche schon die Wahl des verwendeten Materials bestimmen. Auch die Auswahl des jeweiligen Motivs ist nicht dem Künstler/Handwerker überlassen, sondern folgt einem Jahrhunderte alten Bilderkanon und der Wahl des Auftraggebers. “Die Maler sind nur frei bei der Ausgestaltung der Details”. (Wikipedia) “Ikonenmalerei wird als religiöses Handwerk nicht als Kunst gesehen, weshalb auch das Wort ‘hagiographia’, also Heiligenschreiberei, der Herstellung einer Ikone näher kommt. Es wird von Ikonenschreiben gesprochen und der Schreibende als ‘Werkzeug Gottes’ betrachtet.” (Wikipedia) Bereits der Schaffensprozess weist auf die spätere „Funktion“ einer Ikone hin. Der beauftragte Ikonenmaler – oftmals ein Mönch – muss sich, bevor er mit seiner Arbeit beginnt, Exerzitien unterwerfen, denn eine “Ikone dient der Vergegenwärtigung (Repräsentanz) christlicher Wahrheiten” (Wikipedia), und kommt einer Vergegenwärtigung (Inkarnation) der dargestellten Person gleich. Damit haben Ikonen einen gänzlich anderen Charakter als Sakralkunst aus dem römisch-katholischen Bereich: “Ikonen sind für die orthodoxe Kirche Fenster in die geistliche Welt.” (Wikipedia)

Im Burg-Museum Miltenberg werden pro Raum einer Ikone mehrere zeitgenössische Kunstwerke gegenüber gestellt, wobei das verbindende Element die gemeinsame Thematik ist. In den meisten Fällen gelingt dies sehr gut und hat mich überzeugt. Es entsteht auf diese Weise ein wirklich zum Nachdenken anregendes Spannungsfeld, ums mal im etwas geschwollenen „Museumsdeutsch“ auszudrücken. In einigen wenigen Fällen erschien mir die Beziehung zwischen Ikone und umstehenden Kunst etwas erzwungen, was dem Gesamtkonzept des Museums aber keine Abbruch tut.

Es braucht auch nicht unbedingt eine Führung, denn das Thema des jeweiligen Raumes steht in großen Lettern über der jeweiligen Ikone, und mit ein Bisschen Fantasie kann man sich die Beziehungen zwischen den verschiedenen Kunstwerken gut selbst erschließen. Wer sich das ganze gerne noch vom Leiter der Miltenberger Museen erklären lassen möchte, der kann sich mal das Video hier anschauen: Video

Wer sich für Ikonenmalerei oder die ausgestellten zeitgenössischen Künstler (Barlach, Beuys, Fräger, Lange, Lehnen, Morgner, Polke, Stötzer, Stoltz, Willikens) interessiert, dem sei hiermit das Burg-Museum Miltenberg wärmstens empfohlen! Übrigens: Mein absoluter Favorit ist das auch im Video präsentierte Ölgemälde “Emmaus” von Markus Fräger!

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