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Feuer und Flamme

Johannes Wohlfahrt und meine Wenigkeit haben es in die Presse geschaft. Das uns das mal bloß nicht zu Kopf steigt!

Anläßlich des Weltgästeführertags veranstalten die Würzburger Gästeführer jedes Jahr kostenlose Führungen für Alt- und Neuwürzburger und alle anderen Interessierten. Dieses Jahr Standen die Führungen unter dem Motto “Feuer und Flamme”.

Hier, was Sie dazu in der Mainpost lesen konnten:

Feuer und Flamme für Würzburgs Geschichte

Am Weltgästefühertag ging es um einen angeblichen Ketzer und den Dom, der mehrmals brannte Von unserem Mitarbeiter FRANK KUPKE

WÜRZBURG So beschaulich, wie es am Sonntagmittag am Vierröhrenbrunnen zuging, war es in Würzburg früher oft nicht. Da gab es viel “Feuer und Flamme” – so das Motto des diesiährigen Weltgästeführertages. Die Interessierten, die sich, als es vom Grafeneckart zwölf Uhr schlug, auf die Themenfuhrungen verteilten, erfuhren das aus berufenem Munde.

Wer im Mittelalter und in der frühen Neuzeit aufbegehrte, der bekam es in Würzburg ganz schnell mit dem Fürstbischof zu tun. Daran erinnerte Johannes Wohlfahrt in seiner Themenführung “Ketzer und Rebellen”. Da gab es den Pfeifer von Niklashausen. Als 18-Jähdger hatte er eine Marienvision. Die Folgen waren dramatisch: Er predigte. Und was er sagte, war nicht nur religiös. “Er hat auch ganz politisch gepredigt”, so Wohlfahrt, der Vorsitzender des Vereins Würzburger Gästeführer ist.

Der Pfeiferhannes habe kitisiert, dass Adel, Bischof und Klerus auf Kosten der Bevölkerung lebten, und betont: Alle sollen gleich sein. Die Botschaft sprach sich 1476 innerhalb weniger Monate wie ein Lauffeuer herum. 30000 Menschen aus ganz Deutschland sollen nach Niklashausen gepilgert sein. Es kam, wie es kommen musste: Der Mainzer Kurfürst und der Würzburger Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg gingen gegen den Pfeifer vor. Er wurde gefangen genommen, auf dem Schottenanger enthauptet und verbrannt. “Aus Sicht der Bischöfe war er sicher ein Ketzer”, so Wohlfahrt. Dies alles erzählte Gästeführer Wohlfahrt den run

50 Teilnehmern seiner Führung vor Scherenbergs Grabdenkmal im Dorn, das kein Geringerer als Tilman Riemenschneider geschaffen hatte. Buchstäblich im Zeichen von “Feuer und Flamme” stand freilich die wechselvolle Geschichte des Würzburger Domes selbst – und zwar nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Daran erinnerte Gästeführer

Thomas Kröhnert. Denn bereits am 5. Juni 855 kam es durch einen Blitzschlag zu einem verheerenden Dombrand. Die Reste der Ruine sollen ausgerechnet am Kilianstag zusammengebrochen sein. Köhnert, der studierter Germanist und Historiker ist, berichtete; dass nach dem verheerenden Bombenangriff vom 16. März 1945 zumindest das Gewölbe des ausgebrannten Domes noch stand. Als die Pfeiler sich mit Feuchtigkeit vollsaugten, gaben sie nach. Das war nach Kröhnert der Grund für den dramatischen Einsturz von Langhausgewölbe und Nordwand am 20. Februar 1946. Es muss ein Höllenlärm gewesen sein.

Beim Wiederaufbau wurde weder die Rekonstruktion des Vorkriegsbaus noch des romanischen Baus realisiert. Stattdessen war laut Kröhnert das Motto: “Man erhält, was vorhanden ist, und gestaltet neu, was kaputt ist.” Maßgabe für den 1967 abgeschlossenen Wiederaufbau war die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 tagte.

Unter den ein Dutzend Extraführungen, die die Gästeführer allesamt ehrenamtlich absolvierten, erfreute sich der Besuch in der Türmerstube im Grafeneckart besonderer Beliebtheit. Die eingesammelten Spenden kommen der Restaurierung brandgeschädigter Handschriften der Unibibliothekzugute.

Thematische Extraführungen bieten die Würzburger Gästeführer ab April jeden Sonntag um 15 Uhr an.

Quelle: Mainpost, 70. Jahrgang, Nr. 69, Montag, 24. März 2014